Samstag, 27. Juli 2013

Horror-Hommage: Das Fliegengeräusch

In meiner neuen, unregelmäßig erscheinenden, Reihe - Yeah, neue Reihe! - mit dem Titel "Horror-Hommage" werde ich mich den, oft wenig beachteten und doch essentiellen, Elementen widmen, ohne die das Genre nicht vorstellbar wäre - seien es Soundeffekte, ikonografische Bildelemente oder wiederkehrende Motive, die passende Stimmungen erzeugen und Horrorfilme erst zu dem machen, was sie sind: Erschreckend (im besten Fall erschreckend gut).

Ein Element, ohne das kein Backwoods-Slasher, der etwas auf sich hält, auskommen würde, ist das, oft übertrieben laute, sonore Surren von Fliegen. Erfahrene Horrorkonsument_innen werden beim Ertönen der charakteristischen Fluggeräusche der geflügelten Insekten sofort erkennen: Hier ist etwas faul (verwest). Spätestens bei der Entdeckung der für den Insektenbefall verantwortlichen tierischen oder menschlichen Körper(teile) dämmert es dann meistens auch den tumbsten Protagonist_innen, dass schnellstmöglicher Rückzug angesagt ist. Denn merke: Tieffliegende Insekten bedeuten nicht nur schlechtes Wetter, sondern, vor allem in Kombination mit tiefhängenden Leichenteilen, unter Umständen auch unmittelbare Lebensgefahr.

Meine persönliche Beziehung zu Fliegen aller Art ist zwar ambivalenter Natur - besonders mein Verhältnis zur Stallfliege, die den Namen "Wadenbeißer" völlig zu recht trägt, ist seit Kindertagen getrübt -, da allerdings in Horrorfilmen Fliegen oft zu hören, interessanterweise aber kaum je zu sehen sind und generell eher als harmloses Mittel zum Zweck auftreten - prominente Ausnahme: Die Fliege (1986) - bin ich den Filmfliegen bzw. dem filmischen Fliegengeräusch grundsätzlich wohlgesonnen.

Es sei am Rande noch erwähnt, dass Fliegen gemeinhin nicht nur mit Tod und Verfall in Verbindung gebracht werden, sondern schon seit jeher auch ein Symbol für das Böse bzw. den Teufel sind. "Der Herr der Fliegen" ist beispielweise nicht nur der Titel des bekannten Romans von William Golding, sondern auch die Namensübersetzung des alttestamentarischen Dämons Beelzebub (eine landläufige Bezeichnung für den Teufel). 

Hier ist eine Abbildung desselben aus dem Dictionnaire Infernal (1863):

(Quelle: Wikipedia)

Man beachte die rockermäßigen Totenkopftattoos auf den Flügeln und den irren Blick - 
eindeutig eine horrorgeeichte BAMF-Fliege.

Es sei dir also gedankt, liebes Fliegengeräusch. Durch deinen unermüdlichen Einsatz lässt sich der, durch den Fernsehbildschirm (glücklicherweise) schwer zu transportierende, Geruch der fleischlichen Vergänglichkeit zumindest ansatzweise erahnen und die (un)wohlige Vorahnung "Hier ist schon jemand gestorben, hier wird noch jemand sterben" wird durch dich immer wieder stimmungsvoll untermalt.


Natürliches Vorkommen: Filme, in denen Gammelfleisch nicht in die Nahrungsmittelgroßproduktion eingeschleust, sondern eher im kleinen, familiären Rahmen für den privaten Gebrauch gelagert wird - meist ohne Einhaltung der Kühlkette. Vom Konsum dieser Ab-Hof Hinterwäldler -Produkte wird in jedem Fall dringend abgeraten.

Prominente Beispiele: Wrong Turn (2003), House of Wax (2005), The Hills have Eyes (2006), Evil Dead (2013)
 

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