Ach, warum tu ich mir
nur immer wieder Found Footage Horror an?!
Eine Frage, die ich mir
regelmäßig schon ab dem Moment stelle, in dem ich Play drücke und
die sich mir spätestens bei den abrollenden Credits und einem Blick
auf die Uhr, nebst Berechnung der verstrichenen Lebenszeit, fast so
sicher wie das Amen im Gebet erneut aufdrängt.
Ausser meine Neigung
zum Masochismus habe ich auch bisher keine stichhaltige Antwort
gefunden. Auch eine detektivische Neugierde auf der Suche nach dem
einen guten Pseudo-Doku Wackelkamerastreifen unter 50 kann ich nicht
ganz ausschließen. Und ja, es gibt sie wirklich, die billig
produzierten, Schwindel verursachenden und trotzdem sehenswerten, oder
zumindest akzeptablen, Subgenreauswürfe. Ein paar wohlige
Schreckmomente verdankte ich beispielsweise jüngst A Night in the
Woods (auch wenn ich mein kurzzeitiges Abheben von der Couch
gänzlich auf die Kombination aus schreckhaften Katzen und dem neuen
Surround-System schiebe), der zwar storytechnisch nicht neu oder
wahnsinnig schlau, atmosphärisch aber immerhin recht passabel ist.
Aber auch Filme, die
einen ob ihrer Dummheit mit Fassungslosigkeit erfüllen (wie z.B. The
Devil Inside) können noch einen gewissen Unterhaltungsfaktor
haben, der ihre Sichtung zumindest nicht ganz sinnlos erscheinen
lässt. Letzteres trifft in
gewissem Maße auf Devil's Pass zu.
Vorsichtig optimistisch
angesichts des Faktums, dass hier kein Geringerer als Renny Harlin
(Cliffhanger, Stirb Langsam 2, Tödliche
Weihnachten) auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, habe ich mich
auf den alpinen Horror eingelassen und wurde enttäuscht.
Die Handlung dreht sich
um fünf US-StudentInnen, die die ehrgeizige Mission verfolgen, im
russischen Uralgebirge rund um den berüchtigten Djatlow Pass einen
Dokumentarfilm zu drehen, wo sich seltsame Ereignisse zutragen. 1959
wurde dort eine Gruppe von Bergsteigern aufgefunden, die auf
mysteriöse Weise zu Tode kam und auch seltsame Lichter sollen in
der Gegend am Himmel gesichtet worden sein. Die Filmcrew macht sich
auf zum Ort des Geschehens, um die Hintergründe der Todesfälle
aufzuklären und sieht sich im alpinen Gelände mit eben jenen
Mächten konfrontiert, die der Bergsteigergruppe damals das Leben
gekostet hat.
Auf realen Ereignissen
beruhend, macht sich Devil's Pass an die Interpretation und
Ausschmückung der bis heute ungeklärten Todesfälle Mitte des
letzten Jahrhunderts am Djatlow Pass und setzt dazu alte
Schwarzweißfotografien und Protokollberichte in Szene. Neu ist diese
Herangehensweise zwar nicht, immerhin aber noch atmosphärisch
stimmig umgesetzt. Das ändert sich aber sehr schnell mit der
Vorstellung der fiktiven Expedition und ihrer ProtagonistInnen.
Die Charaktere sind
nämlich so flach wie die sibirische Tundra, die Dialoge bemüht
authentisch und (deshalb?) durchwegs hohl und die vorhersehbare Story
wird großteils gelangweilt (oder bin das nur ich?) abgespult. Da
hilft auch das schlussendlich aufgedeckte abstruse
Verschwörungskonstrukt inklusive Alientechnologie und Zeitreise
nichts, Devil's Pass ist Einheitsbrei.
Ein paar
Auffälligkeiten, mit denen der Film etwas hervorsticht, sind
trotzdem festzustellen.
Da wird einerseits mit
der Protagonistin Holly einer der nervigsten Charaktere der Found
Footage Geschichte (und das will was heißen!) vorgestellt, der man
spätestens nach der Halbzeit des Films ein wenig die Luft abdrücken
möchte, um sie an jeglicher weiterer Lautäußerung zu hindern.
Kleiner Tipp am Rande: ein Trinkspiel daraus machen und jedes Mal
einen heben, wenn Holly „Jensen“ schreit – da bleibt kein Auge
trocken und ganz bestimmt niemand nüchtern. Fürs Ertragen ihres
hysterisch-nervigen Gekreisches sollte man so oder so zumindest
leicht angetrunken sein.
Zudem ist der Plot um
radioaktive Alien-Yetis in kaukasischen Kampfrobotern, oder worums in
dem Film auch eigentlich wirklich gehen soll (so ganz hat sich das
mir bis zuletzt nicht erschlossen), unterhaltsam absurd und
stellenweise wirklich komisch – unfreiwillig zwar, aber immerhin.
Für Nostalgiker hat
der Film auch etwas zu bieten, so erinnern die CGI-Gestalten,
die am Ende plötzlich auftauchen, grafisch sehr an Ego Shooter
Monster aus den 90ern und VerschwörungstheoretikerInnen, sowie
Russland-Basher werden bei Devil's Pass vielleicht
besser als anderswo Bestätigung finden.
Das wars aber dann auch
schon mit den „Vorzügen“ und mich beschleicht das ungute Gefühl,
dass es bis zum nächsten Punkt mit guter Aussicht auf sehenswerten
Camcorder-Horror wohl noch ein weiter, steiniger Weg sein wird.
Fazit:
Um Devil's
Pass darf man getrost einen Bogen machen, es sei denn man sucht
Stupidität, Konventionalität, Absurdität und/oder einfach nur
einen guten Grund, sich mal wieder hemmungslos zu besaufen.
Ist wie: Das geballte
Verschwörungspotential von Chernobyl Diaries, Apollo 18
und Akte X meets Yetisports. Klingt komisch, ist es auch.
Wertung: 3 von 10
enttäuschend effektarm explodierende Ural-Bergziegen