Montag, 22. Juli 2013

Black Rock (2012)

Das Sommerloch hat auch in meinen Horrorfilmschaugewohnheiten zugeschlagen. 

Anders kann ich es mir zumindest kaum erklären, dass ich mir in den letzten Wochen zwar einiges an Genrekost zur Gemüte geführt habe, kaum etwas davon jedoch einen Kommentar von jeweils mehr als zwei Worten rechtfertigen würde. 
So habe ich beispielsweise den gefühlt 3738ten Found Footage Streifen Apollo 18 (2011) gesichtet (langweilig), mir mit Emergo (2011) sogar mit einem weiteren Wackelkamera-Film den Magen verdorben (ebenfalls öde), den Indie-Streifen Eddie: The Sleepwalking Cannibal (2012) verspeist (einigermaßen okay) und mich vom True Crime Film Die Morde von Snowtown (2011) verstören lassen (schwere Kost). 

Auch Black Rock bietet eigentlich nicht viel Innovatives oder Außergewöhnliches und ist auf dem Gebiet des Survival Thrillers wohl irgendwo im qualitativen Mittelfeld anzusiedeln. Ich möchte dem Film trotz seiner "Mittelmäßigkeit" dennoch ein paar Worte widmen - könnte mit meiner Schwäche für starke Frauen in Extremsituationen zu tun haben.

Zum Inhalt:
Die drei Freundinnen Abby, Lou und Sarah wollen bei einem gemeinsamen Wochenendtrip zu einer abgelegenen Insel Kindheitserinnerungen wieder aufleben lassen. Nicht nur die alten Bande sollen dabei wieder gefestigt, sondern auch jahrelang gehegte Konflikte aus der Welt geschafft werden. Bevor es jedoch dazu kommt, treffen die Frauen auf drei Jäger - kürzlich unehrenhaft aus dem Kriegsdienst entlassene Soldaten, wie sich später herausstellt -, und laden diese zum gemeinsamen Essen und Umtrunk ein. Das zunächst friedliches Beisammensein am Lagerfeuer läuft dann plötzlich aus dem Ruder als Abby sich gegen einen der Männer zur Wehr setzen muss. Nach der anschließenden Gewalteskalation müssen die jungen Frauen auf der einsamen Insel um ihr Leben laufen.

Wie schon erwähnt, handelt es sich bei Black Rock um einen relativ konventionellen Film, der wenig Überraschungen bietet und auch einige Schwachstellen aufzuweisen hat. Da wären beispielsweise die mehr schlecht als recht choreografierten Kampfszenen zu nennen, welche den Film besonders gegen Ende Spannung und Authentizität kosten. Auch die von den Protagonist_innen getroffenen Entscheidungen sind nicht immer ganz nachvollziehbar oder der jeweiligen Situation angemessen und manche Handlungselemente wirken gar zu bemüht oder konstruiert. 

Andererseits ist es aus meiner Sicht wiederum positiv hervorzuheben, dass der Kampf der Frauen ums (wortwörtlich) nackte Überleben nicht mit MacGuyver oder Rambo Methoden gefochten wird, also weder Jäger noch Gejagte auf die Idee kommen, irgendwelche lächerlichen Fallen zu basteln, wie es sonst in solchen Filmen oft vorkommt. Ein Pluspunkt des Films sind auch die Leistungen der drei Schauspielerinnen, die für die Ausweglosigkeit der Situation eine gute Projektionsfläche bieten und Schock und Verzweiflung ebenso glaubhaft darstellen wie Kampfgeist und Willensstärke. 

Visuell und akustisch ist der Film durchaus stimmungsvoll gehalten - schöne Landschaftsaufnahmen und ein guter Soundtrack (The Kills!) sind schließlich auch nicht zu verachten.

Fazit: 
Alles in allem bietet Black Rock nichts noch nie Dagewesenes und greift bei seiner Auswahl am Buffet bekannter Spannungsmuster und Figurenkonstellationen auch ein paarmal daneben. Trotzdem unterhält der Film in weiten Teilen und fesselt sogar in manchen. Das und die, über manche Schwächen im Drehbuch hinwegsehen lassende, Leistung der drei Hauptdarstellerinnen machen Black Rock zu einem alles in allem sehenswerten Film - nicht mehr und nicht weniger.

Und wer lieber die Abkürzung nimmt und seine Lebenszeit eher mit anderen Dingen als Horrorfilmen füllen möchte (kann ich nicht nachvollziehen, aber soll es ja auch geben) und trotzdem neugierig auf Black Rock geworden ist, der kann sich die Kurzfassung des Films in Form von dessen Trailer anschauen - aber Achtung: nur für zeitökonomisch knapp Kalkulierende und/oder Spoilerfreund_innen!
Black Rock (2012) Trailer (Englisch)

Ist wie: Ein, in manchen Stellen fauler, in anderen halbwegs gelungener, Kompromiss aus dem wunderbar beklemmend-atmosphärischen Eden Lake (2008) und dem grottig-schrottigen The Hike - Ausflug ins Grauen (2011) - kann gefallen, muss aber nicht.

Wertung: 5,5 von 10 Komfortsterne für einen gemütlichen Wochenendausflug auf dem, wie immer, nichts schiefgeht und von dem alle entspannt und wohlauf zurückkehren. Ahem.


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