Freitag, 25. April 2014

Devil's Pass (2013)

Ach, warum tu ich mir nur immer wieder Found Footage Horror an?!

Eine Frage, die ich mir regelmäßig schon ab dem Moment stelle, in dem ich Play drücke und die sich mir spätestens bei den abrollenden Credits und einem Blick auf die Uhr, nebst Berechnung der verstrichenen Lebenszeit, fast so sicher wie das Amen im Gebet erneut aufdrängt.

Ausser meine Neigung zum Masochismus habe ich auch bisher keine stichhaltige Antwort gefunden. Auch eine detektivische Neugierde auf der Suche nach dem einen guten Pseudo-Doku Wackelkamerastreifen unter 50 kann ich nicht ganz ausschließen. Und ja, es gibt sie wirklich, die billig produzierten, Schwindel verursachenden und trotzdem sehenswerten, oder zumindest akzeptablen, Subgenreauswürfe. Ein paar wohlige Schreckmomente verdankte ich beispielsweise jüngst A Night in the Woods (auch wenn ich mein kurzzeitiges Abheben von der Couch gänzlich auf die Kombination aus schreckhaften Katzen und dem neuen Surround-System schiebe), der zwar storytechnisch nicht neu oder wahnsinnig schlau, atmosphärisch aber immerhin recht passabel ist.

Aber auch Filme, die einen ob ihrer Dummheit mit Fassungslosigkeit erfüllen (wie z.B. The Devil Inside) können noch einen gewissen Unterhaltungsfaktor haben, der ihre Sichtung zumindest nicht ganz sinnlos erscheinen lässt. Letzteres trifft in gewissem Maße auf Devil's Pass zu.

Vorsichtig optimistisch angesichts des Faktums, dass hier kein Geringerer als Renny Harlin (Cliffhanger, Stirb Langsam 2, Tödliche Weihnachten) auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, habe ich mich auf den alpinen Horror eingelassen und wurde enttäuscht.

Die Handlung dreht sich um fünf US-StudentInnen, die die ehrgeizige Mission verfolgen, im russischen Uralgebirge rund um den berüchtigten Djatlow Pass einen Dokumentarfilm zu drehen, wo sich seltsame Ereignisse zutragen. 1959 wurde dort eine Gruppe von Bergsteigern aufgefunden, die auf mysteriöse Weise zu Tode kam und auch seltsame Lichter sollen in der Gegend am Himmel gesichtet worden sein. Die Filmcrew macht sich auf zum Ort des Geschehens, um die Hintergründe der Todesfälle aufzuklären und sieht sich im alpinen Gelände mit eben jenen Mächten konfrontiert, die der Bergsteigergruppe damals das Leben gekostet hat.

Auf realen Ereignissen beruhend, macht sich Devil's Pass an die Interpretation und Ausschmückung der bis heute ungeklärten Todesfälle Mitte des letzten Jahrhunderts am Djatlow Pass und setzt dazu alte Schwarzweißfotografien und Protokollberichte in Szene. Neu ist diese Herangehensweise zwar nicht, immerhin aber noch atmosphärisch stimmig umgesetzt. Das ändert sich aber sehr schnell mit der Vorstellung der fiktiven Expedition und ihrer ProtagonistInnen.
Die Charaktere sind nämlich so flach wie die sibirische Tundra, die Dialoge bemüht authentisch und (deshalb?) durchwegs hohl und die vorhersehbare Story wird großteils gelangweilt (oder bin das nur ich?) abgespult. Da hilft auch das schlussendlich aufgedeckte abstruse Verschwörungskonstrukt inklusive Alientechnologie und Zeitreise nichts, Devil's Pass ist Einheitsbrei.

Ein paar Auffälligkeiten, mit denen der Film etwas hervorsticht, sind trotzdem festzustellen.
Da wird einerseits mit der Protagonistin Holly einer der nervigsten Charaktere der Found Footage Geschichte (und das will was heißen!) vorgestellt, der man spätestens nach der Halbzeit des Films ein wenig die Luft abdrücken möchte, um sie an jeglicher weiterer Lautäußerung zu hindern. Kleiner Tipp am Rande: ein Trinkspiel daraus machen und jedes Mal einen heben, wenn Holly „Jensen“ schreit – da bleibt kein Auge trocken und ganz bestimmt niemand nüchtern. Fürs Ertragen ihres hysterisch-nervigen Gekreisches sollte man so oder so zumindest leicht angetrunken sein.

Zudem ist der Plot um radioaktive Alien-Yetis in kaukasischen Kampfrobotern, oder worums in dem Film auch eigentlich wirklich gehen soll (so ganz hat sich das mir bis zuletzt nicht erschlossen), unterhaltsam absurd und stellenweise wirklich komisch – unfreiwillig zwar, aber immerhin.
Für Nostalgiker hat der Film auch etwas zu bieten, so erinnern die CGI-Gestalten, die am Ende plötzlich auftauchen, grafisch sehr an Ego Shooter Monster aus den 90ern und VerschwörungstheoretikerInnen, sowie Russland-Basher werden bei Devil's Pass vielleicht besser als anderswo Bestätigung finden.

Das wars aber dann auch schon mit den „Vorzügen“ und mich beschleicht das ungute Gefühl, dass es bis zum nächsten Punkt mit guter Aussicht auf sehenswerten Camcorder-Horror wohl noch ein weiter, steiniger Weg sein wird.

Fazit: 
Um Devil's Pass darf man getrost einen Bogen machen, es sei denn man sucht Stupidität, Konventionalität, Absurdität und/oder einfach nur einen guten Grund, sich mal wieder hemmungslos zu besaufen.

Ist wie: Das geballte Verschwörungspotential von Chernobyl Diaries, Apollo 18 und Akte X meets Yetisports. Klingt komisch, ist es auch.

Wertung: 3 von 10 enttäuschend effektarm explodierende Ural-Bergziegen