Mehr
braucht es eigentlich gar nicht, um gleich einen ganzen Rattenschwanz an, durch
gängige Slasher-Konventionen kultivierte, Assoziationen hervorzurufen. Wer
vermutet, dass der vergnügliche Waldausflug in einem Massaker endet, vermutet
richtig - es geht hier ja schließlich um Horrorfilme und nicht um
Kumbaya-geschwängerte Selbstfindungsseminare (eine andere Dimension des
Grauens). Allerdings weicht I Didn't Come
Here to Die in einigen Punkten doch von allzu ausgetretenen Genrewegen ab
und sucht sich einen eigenen Trampelpfad durchs Dickicht der menschlichen
Abgründe.
Die erste Abweichung ergibt sich dadurch, dass es sich bei
den sechs erwähnten Jungmenschen nicht um beste Freunde handelt, sondern um
(nicht gänzlich freiwillige) Volontäre, die sich auch nicht zum Spaß in die
Einschicht begeben, sondern um dort ein Jugendprojekt aufzubauen. Als Behausung
dient der Gruppe keine Cabin in the Woods, sondern schnöde Ein-Personen-Zelte.
Sich über den fehlenden Komfort zu beschweren, bleibt allerdings nicht viel
Zeit, denn noch bevor die Arbeit richtig losgeht, gibt es schon den ersten
Unfall, der noch eine ganze Serie an Unglücken, Missverständnissen und
Grausamkeiten nach sich zieht, was dem Motto des Films "Volunteer work can
be a killer" alle Ehre macht.
Mehr sei hier zum Inhalt gar nicht verraten, nur so viel, dass
die Handlung teilweise ins Lächerlich-Abstruse zu kippen droht, wo sich allzu
sehr an den Haaren herbei gezogen wirkende Domino-Effekte ergeben; das alles
bleibt aber durchaus im filmischen Rahmen, der eindeutig die Überschrift
"Trash" trägt (worauf auch die, an Slasher aus den 70er Jahren
erinnernde, Kinematografie hinweist). I
Didn't Come Here to Die mag also in weiten Strecken unglaubwürdig und
überzogen wirken, der Anspruch der Ernsthaftigkeit wird vom Film aber erst gar
nicht gestellt, weshalb die unrealistischen Wendungen aus filmischer
Perspektive Sinn ergeben. In erster Linie soll der Film Spaß machen, und da er
das auch tut, kann man leicht über einige Logikschnitzer hinwegsehen.
Das "Schöne" an dem Film ist in jedem Fall, dass
der Schrecken nicht schon im Wald auf die Gruppe lauert, sondern mit dieser
erst eingeschleppt wird. Wer kommt auch auf die grandiose Idee, in Waldarbeit
offensichtlich völlig Unerfahrene, mal ganz nach Herzenslust drauf lossägen und
-hacken zu lassen?! Auch ohne das, unvermeidlich daraus resultierende, Blutbad,
sträuben sich bei mir da schon alle Nackenhaare. Diesbezüglich ein freundschaftlicher
Rat: Nicht mal im Umgang mit einer solchen erfahrene Menschen, sollten sich
dazu hinreißen lassen, einen Tanz mit einer laufenden Kettensäge aufzuführen
(es sei denn, sie heißen Leatherface) - natürlich unter der Voraussetzung, dass
ihnen etwas an der (eigenen oder fremden) körperlichen Unversehrtheit liegt.
Fazit:
Murphy und Darwin klatschen sich bei diesem Indie-Horrorstreifen
ab und kombinieren genussvoll ihre Leitmotive "Alles, was schiefgehen
kann, wird auch schiefgehen" und das "Überleben der Stärkeren"
(oder auch nicht). Das Ergebnis ist allerdings kein schnöder Abklatsch von eh
schon viel zu oft durchexerzierten Teenie-Slashern, sondern ein äußerst
vergnüglicher Film, dem man zwar die vergleichsweise günstige Produktionsweise ansieht,
der aber mit passablen schauspielerischen Leistungen, guten Effekten und einigen
netten Wendungen aufwarten kann. Bahnbrechend Neues wird hier zwar nicht
aufgeboten, die in dem Film steckende Leidenschaft und die Freude am Metzeln
sind allerdings spürbar und ansteckend und lassen einen auch gerne über die eine oder andere
Unzulänglichkeit hinwegsehen. Freund_innen des anarchisch Schwarzhumorigen
werden hier auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.
Ist wie: Rabies - Kalevet (2010) mit einem "gesunden" Schuss Tucker & Dale vs Evil (2010) - weil aus Lämmern schneller Wölfe werden, als man meint und einige "belämmerte" Missverständnisse und Unfälle problemlos den ansonsten obligatorischen Schlachtbankbetreiber ersetzen.
Wertung: 6 von 10 aberkannte Pfadfinderabzeichen in Forstarbeit
und Überlebenstraining.
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