Dieses
Roosevelt Zitat kann als inoffizielles Motto von Citadel angesehen werden - auch wenn es hier natürlich, objektiv
betrachtet, einiges zu fürchten gibt - Mutantenkinderbanden, die einem nach dem
Leben trachten beispielsweise. Dazu aber gleich noch mehr.
Ohne in ein Muster von nationalistischen Zuschreibungen
verfallen zu wollen, möchte ich zuerst kurz einen Blick auf den irischen
Filmmarkt werfen, dem auch Citadel
entstammt. Hier entstanden in den letzten Jahren nämlich einige
Genreleckerbissen, die den einen oder anderen Seitenblick, weg vom Mainstream,
wert sind. Da wäre zum Beispiel der Virus- und Ökohorrorfilm Isolation (2005), der mein für Kühe
schlagendes Herz bluten ließ, die frivol-unterhaltsame Es - It (1990)-Variante Stitches
(2012) oder der feucht-fröhliche Monsterspaß Grabbers (2012).
Citadel hebt sich
von diesen Filmen in der Hinsicht ab, als der Film eindeutig leisere Töne
anschlägt.
Kurz zum Inhalt: Beim Auszug eines jungen Paares aus dem heruntergekommenen Plattenbau wird die hochschwangere Frau von einer Bande Jugendlicher (?) überfallen und mittels Injektion mit einer unbekannten Substanz infiziert. Der junge Mann, der dem Überfall hilflos zusehen musste, ist fortan schwer traumatisiert und muss sich alleine um das gemeinsame neugeborene Kind kümmern. Seine Agoraphobie (die wirkliche Platzangst, nicht die, oft fälschlicherweise als solche bezeichnete, Klaustrophobie) macht es ihm schwer, das Haus zu verlassen. Dazu kommt noch die wachsende Bedrohung durch die Bande von Angreifern, die mit einer unbekannten Seuche infiziert sind und es scheinbar auf seine Tochter abgesehen haben. Um der Trostlosigkeit der heruntergekommenen Vorortsiedlung endlich zu entkommen und um sein Kind aus den Fängen der Mutanten zu retten, muss er sich schlussendlich seinen Ängsten stellen.
Die Abbildung von sozialem Elend, (selbst gewählter) Isolation
und psychischem Trauma steht bei Citadel
eindeutig im Vordergrund, gegenüber Schockeffekten oder dem Zeigen von entstellten
Körpern. Zwar gibt es auch Momente, die, diesbezüglich prädisponierte, Zuschauer_innen
zum nervösen Fingernägelkauen bewegen könnten und auch Mutationen werden
gezeigt, oder zumindest angedeutet, jedoch weit nicht in dem Ausmaß, wie man es
beispielsweise von den früheren Filmen eines Herrn Cronenbergs gewohnt ist, oder
auch aus dem - nur sehr bedingt empfehlenswerten - Chernobyl Diaries (2012). Auch die erwähnte Seuche wird nicht
genauer definiert. Wo kommt sie her? Wieso gibt es keine Einschreiten von
Behördenseite? Stattdessen zeigt der Film metaphorisch die Verelendung und
Verwahrlosung einer neuen "Lost Generation", deren Brutstätte im, inmitten
einer trostlosen Gegend stehenden, heruntergekommenen (und titelspendenden) Plattenbau
verortet wird - dieser soll letzten Endes, zynischer- und konsequenterweise, vom
Protagonisten zerstört werden.
Fazit:Eigentlich ist Citadel ja mehr Sozialdrama als Horrorfilm, was eher karnivor orientierte Horrorjunkies (sprich: Blut- und Beuschelliebhaber) allerdings nicht davon abhalten sollte, ihm eine Chance zu geben. Die trostlos-bedrückende, fast schon dystopische, Grundstimmung steigert sich nur langsam und schrittweise hin zu einem Kampf auf Leben und Tod. Als wichtigste Waffe gegen die Gefahr von außen, wird die Überwindung der eigenen Ängste (ein wenig Plastiksprengstoff kann auch nicht schaden) offenbart - zwar kein sonderlich neues Konzept, alles in allem aber sehr stimmig umgesetzt.
Um also nochmal Herrn Roosevelt zu bemühen: "Courage is
not the absence of fear, but the mastery of it."
Damit dürften sich eingefleischte
Horrorfilmfans ja durchaus identifizieren können.
Ist wie: Eine Melange aus den besten Teilen von Bukarest Fleisch (2007) - d.h. Sozialkritik
gemischt mit Mutantenkindern (abzüglich der unnötigen Trashelemente) - mit dem
Motiv der unbekannten äußerlichen Bedrohung aus Them - Ils (2007), von mir aus auch aus The Strangers (2008), als Milchschaumhaube.Wertung: 7 von 10 keuchend erklommene Plattenbaustockwerke - der Lift ist (natürlich) außer Betrieb.
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