Eben.
Zu diesem Behufe habe ich mir unlängst einen bisher noch
nicht gesichteten Klassiker der etwas ekligeren Art zu Gemüte geführt: Re-Animator - das Frühwerk der beiden
Horrorexperten Stuart Gordon und Brian Yuzna.
Diese post-moderne Prometheusfabel hat mich nicht von ungefähr sehr an Mary Shelleys
Frankenstein erinnert, auch wenn ich
zugeben muss, dass ich generell immer scharf darauf bin, literarische Verweise
in Filmen aufzustöbern. Bei Re-Animator muss
nach diesen Bezugspunkten allerdings gar nicht erst groß gesucht werden,
handelt es sich doch um die Verfilmung der Kurzgeschichte "Herbert West -
Reanimator" des, der Horrorliteratur Zugetanen sicher bestens bekannten, Schriftstellers
H.P. Lovecraft. Das sei aber wieder nur am Rande erwähnt.
Zum Inhalt:
Der, vorsichtig ausgedrückt, etwas wunderliche Medizinstudent
Herbert West (wunderbar schräg verkörpert von Jeffrey Combs) kommt nach einem
missglückten Experiment bei einem Forschungsaufenthalt in der Schweiz (ein
Zwinkern Richtung Shelley) in die USA, findet Untermiete bei seinem Kommilitone,
dem jungen Arzt Dan Cain und versucht, diesen davon zu überzeugen, dass er das
Mittel gefunden hat, mit dem Tote wieder zum Leben erweckt werden können. Das
dazu benötigte grellgrün leuchtende Serum hat er natürlich im Gepäck und
schreitet, voll wissenschaftlichem Eifer, daran, dessen Wirkungskraft an Tier
und Mensch unter Beweis zu stellen. Cain und dessen Verlobte werden in die,
gegen jegliche medizinische Ethik verstoßenden, Versuche hineingezogen und in
weiterer Folge bleibt kein Lebender (physisch und psychisch) unversehrt und
keine Leiche ungeschändet.
Wenn es eines gibt, das die Toten in diesem Film nicht
können, dann ist es, in Frieden zu ruhen. Aufgrund der Frankenstein'schen
Ruhestörung (re)animiert, und wegen ihres ablebensbedingtem Hirntod
intellektuell etwas eingeschränkt, metzeln sie sich durch die Reihen der (noch)
Lebenden und verleihen damit ihrem Unmut eine deutliche Sprache. Der moralische
Imperativ könnte hier lauten: "Du sollst nicht Gott spielen!" oder "Totes
soll tot bleiben!", der Hauptaugenmerk des Filmes liegt aber nicht auf
einer Kritik der menschlichen Allmachtsfantasien oder einer Erhebung des
moralischen Zeigefingers gegen wissenschaftliche Skrupellosigkeit. Schrecken,
Schaudern und Ekel sollen verbreitet werden und das gelingt, dank der wirkungsvoll
eingesetzten Spezialeffekte und der wunderbaren Maske auch tadellos.
Re-Animator schafft
es von Anfang an, Spannung zu erzeugen und stetiges Unbehagen bei den
Zuseher_innen zu evozieren. Auch die Spaltung der Protagonisten in Held und
Antiheld ist dramaturgisch spannend, selbst wenn der Ausgang des Filmes von
Anfang an zu erahnen ist. Überraschungen werden trotzdem genügend geboten und
für die Qualität des Filmes spricht vor allem auch, dass er, hinsichtlich der
nicht zu knapp eingesetzten Gore-Effekte, durchaus mit heutigen Filmen dieser
Art mithalten kann und eine, zwar eindeutig den 80er Jahren zuzuschreibende, aber
dennoch zeitlose, blutige Ästhetik erhält.
Als einzige wirklich unnötige Grauslichkeit in dem Film, ist
die explizite Darstellung von sexuell erniedrigender Gewalt gegen Frauen zu
werten - hier hat in den letzten 30 Jahren zum Glück auch im Horrorgenre eine
Sensibilisierung stattgefunden.
Fazit:
Freund_innen des "schlechten Geschmacks"
wird hier in jedem Fall eine große und vielfältige Schlachtplatte zur
Degustation geboten. Gastritisch sensibleren Menschen rate ich aber eher davon
ab, den Film, so wie ich, zum Frühstück zu genießen.
Ist wie: Dr. Frankenstein
spielt gemeinsam mit Dr. Jekyll
"Weckt die Toten" auf dem Friedhof
der Kuscheltiere. Klingt doch nach einem Heiden(!)spaß!?
Wertung: 7 von 10 leichenschändende Giftspritzen mit einem möglichen Zusatzpunkt für besondere wissenschaftliche Verdienste.