Samstag, 19. März 2016

Begotten (1990)

Da ich in letzter Zeit hauptsächlich Horrorkomödien unterschiedlicher Adoleszenz-, Humor- und Qualitätsstufen gesichtet habe, wie den eher weniger erbaulichen Pfadfinder-Zombie-Schenkelklopfer Scouts. vs. Zombies (Kritik hier) oder den zwar ganz lustigen aber wenig originellen Splatterspaß Deathgasm (Kritik hier), habe ich mir vorgenommen, meinen Gehirnwindungen eine dringend benötigte Frischzellenkur zu verschreiben, auf dass die networking-faulen Synapsen mal wieder eine ordentliche Verknüpfungslust packen möge.
Und was wäre zu diesem Behufe wohl besser geeignet, als ein artsy-fartsy Schwarz-Weiß Streifen aus den 90ern, in dem nichts gesprochen wird?! 

Na ja, Susan Sontag hatte auch nicht immer recht ...

Begotten heißt das gute Stück, auf das mich der Quell unerschöpflichen Wissens, genannt Internet, schon vor einiger Zeit aufmerksam gemacht hat. Das Wörterbuch weist mich auf eine religiös aufgeladene Zeugungsthematik hin, der Trailer …



… sagt mir genau gar nichts, ebenso wenig wie die darin zitierten Blabla-Filmrezensionen. Also einfach mal rein mit dem guten Ding und mich selbst davon überzeugen, was der Film so kann.

Ähm, ja … Was soll ich sagen? Irritation ist auch eine Stimulation? Fake it ‘till you make it (and then break it)? Also ich bin ja in Sachen sperriger Filmkost kein gänzliches Nockabatzl, kann Ästhetisierungen aller Art durchaus etwas abgewinnen und schrecke auch vor Streifen mit breiten Interpretationsspielräumen nicht zurück, aber das war jetzt doch ein wenig too much für meine Sinne. Zumindest in dem Sinne, dass ich dem Ganzen etwas abgewinnen hätte können und/oder es mich zu nachhaltiger Inspiration/Irritation/Instigation angeregt hätte. Sprich: der Film hat mir so gut wie gar nichts gebracht – keine neuen Erkenntnisse, keinerlei tiefgehende emotionale Aufwühlung und zu einer Erleuchtung hat’s auch nicht gereicht. 

Immerhin haben sich aber die folgenden beiden Annahmen bestätigt:
1. Postmortale Ejakulationen und explizite „das Innerste nach außen“-Kehrungen sind in verwischt-grobkörnigem Schwarz-Weiß kein bisschen weniger ekelhaft als in gestochen scharfen Farbbildern.
2. Meine Saugfähigkeit, was tiefgründig-metaphorische Kunstgewässer angeht, war in meinen Teenagerjahren noch ungleich größer. In meinen frühen Dreißigern angelangt, bin ich mittlerweile schon froh, wenn ich es noch schaffe, ohne Schwimmhilfe irgendwo an der Oberfläche eines Plots herumzutümpeln – eine Regression, die ich gänzlich auf die Verrohung durch Found Footage und Konsorten zurückführe (I'm looking at you, Die Präsenz). Man reiche mir die Poolnudel!

Fazit: 
Ich konnte Begotten nicht viel abgewinnen und er hat bei mir auch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die anfängliche Irritation hatte zuerst zwar durchaus fesselnde Reize, das hat sich aber recht schnell in Fadesse ausgedünnt, weil ich den Film und seine Botschaft weder visuell noch intellektuell verstanden habe. Nicht mal der religiösen Konnotation konnte ich etwas abgewinnen. Vielleicht ist mein Ansatz ein falscher und es geht hier auch gar nicht um’s Verstehen. So oder so lautet die Empfehlung meinerseits: den Selbstversuch wagen und sich die gut 70 Minuten von Begotten in einem Moment der Muße zu Gemüte führen – bestenfalls winkt die Illumination, schlechtestenfalls das (Alb-)Traumland.

Ist wie: Jemand hat das Video aus The Ring mit einer Aufnahme von Das siebente Siegel teilweise überspielt und die Videokassette danach zu lange in der Sonne liegen lassen – ohne Schutzhülle! Kapitalverbrechen.

Wertung: 4 von 10 existenzialistische „der Film hat mich nicht gscheiter gemacht, aber auch nicht blöder“-Punkte. Also eh win-win, quasi.